Die Kinderkiste soll für die Kinder, die in und mit ihr aufwachsen, ein zweites Zuhause sein: Die familiäre Atmosphäre bietet ihnen Sicherheit und lädt ein, neue soziale Kontakte zu knüpfen. Sie werden angeregt, das Verschiedensein des anderen zu tolerieren, Rücksicht zu nehmen, aber auch die eigene Persönlichkeit mit den eigenen Bedürfnissen zu bewahren.

Die Kinder werden mit ihren Bedürfnissen und eigenen Vorstellungen ernst genommen und in die Lösungsfindung einbezogen, so dass das Selbstbewusstsein und die Selbstständigkeit gestärkt werden. Auf diese Weise regeln die Erzieher:innen den Alltag in der Kinderkiste gemeinsam mit den Kindern.

Im Vordergrund des Alltags in der Kinderkiste steht das freie Spiel, das die Kreativität fördern soll. Mädchen und Jungen stehen gleichermaßen alle Angebote offen, jedes Kind soll seinen individuellen Weg finden. Die Erzieher:innen sind Begleiter:innen der Kinder und handeln situationsorientiert. Sie geben eine Orientierungshilfe, die den Kindern hilft, einen eigenen Standpunkt zu entwickeln. Neben vielen Freiräumen gibt es im Alltag trotzdem klare Strukturen, die den Kindern Sicherheit geben. So ist zum einen der Tagesablauf durch Rituale und feste Essenszeiten strukturiert, aber auch das Jahr erhält durch die immer wiederkehrenden Feste eine Struktur.

In der Kinderkiste sollen die Kinder an den verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur und ihrer Spielumgebung herangeführt werden. Es werden Waldtage angeboten und Pflanzen im Hochbeet gepflegt. Spielzeug wird repariert und nicht sofort weggeworfen. Das Essen in der Kinderkiste ist biologisch, vollwertig und vegetarisch.

altersgemischte gruppen

In der Kinderkiste gibt es zwei altersgemischte Gruppen mit jeweils 18 Kindern im Alter von einem Jahr bis zum Einschulungsalter.

Bei der Auswahl und Aufnahme neuer Kinder wird darauf geachtet, dass das Jungen-Mädchen-Verhältnis ausgeglichen ist und die einzelnen Altersgruppen ausgewogen vertreten sind.

Durch die Altersmischung weisen die Gruppen eine familienähnliche Struktur auf: Die Kleinen lernen von den Großen. Das Vorbild der Älteren schafft für die Jüngeren Lernanreize sowohl hinsichtlich des Sozial- und Spielverhaltens als auch bei alltäglichen Fertigkeiten wie Anziehen und Essen. Die sprachliche Entwicklung und das Denken werden im Umgang mit den Älteren in besonderem Maße gefördert.

Die älteren Kinder profitieren gleichermaßen von den jüngeren: Durch das Unterstützen der jüngeren in Alltagssituationen und das Einbeziehen der kleineren in ihr Spiel, wird ihre Hilfsbereitschaft, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Sozialkompetenz gefördert.

Aufgrund der Altersmischung verlassen jährlich zum Schuleintritt nur wenige Kinder die Gruppe, sodass eine größere Gruppenbeständigkeit besteht. Dadurch entwickeln sich von klein auf dauerhafte Beziehungen zwischen den Kindern untereinander und zwischen Kindern und Erzieher:innen.

Durch das Miteinander von Groß und Klein entwickeln die Kinder schnell einen von Empathie und Rücksichtnahme geprägten Umgang miteinander.

Dennoch brauchen die verschiedenen Altersgruppen auch ihre eigenen Freiräume. Diese werden durch altershomogene, gruppenübergreifende Angebote wie Turnen, Waldtage und Projektwochen geschaffen.

Freier Spielraum

Kinder sind heute verstärkt Zeitplänen unterworfen, die sie kaum beeinflussen können. Deshalb dürfen die Kinder ihren Tag in der Kinderkiste grundsätzlich mitgestalten. Sie entscheiden, ob sie Angebote der Erzieher:innen annehmen. Im Zentrum steht das freie Spiel der Kinder, wobei fast alle Räume von den Kindern weitgehend selbstbestimmt genutzt werden können. Mädchen und Jungen stehen gleichermaßen alle Angebote offen, jedes Kind soll seinen individuellen Weg finden. Die Erzieher:innen sind verlässliche Begleiter:innen und handeln situationsorientiert. Themen, die im freien Spiel aufkommen, werden bei Bedarf von den Erzieher:innen aufgegriffen und vertieft. Orientierung und Halt im Tagesablauf bieten die festen Rituale und Angebote.

Rituale und Angebote

Gemeinsames Singen und gemeinsame Mahlzeiten geben dem Tagesablauf in der Kinderkiste seinen Rhythmus. Bevor es morgens an den Frühstückstisch geht, beginnt der Tag mit einem gruppenübergreifenden Singkreis. Nach der Phase des freien Spiels am Vormittag ist es wiederum das gemeinsame Mittagessen, das Orientierung im Tagesablauf gewährleistet.
Wöchentlich wiederkehrende Angebote machen den Wochenrhythmus erlebbar.

Auch der Jahresrhythmus wird in der täglichen Arbeit thematisiert und in der Gemeinschaft von Eltern und Kindern mit den jahreszeitlichen Festen begangen.

Geburtstage werden in der Kinderkiste gemeinsam mit den Eltern und Geschwistern des Geburtstagskindes in der Gruppe gefeiert und mit dem Ritual der Geburtstagskette zelebriert.

Angebote finden über das gesamte Kindergartenjahr hinweg statt: So werden etwa in Kleingruppen verschiedene Montessoriangebote durchgeführt. In Kooperation mit der Musikschule Hildesheim besteht ein durchgängiges Angebot der musikalischen Früherziehung. Projektwochen begleiten das letzte Kindergartenjahr der Vorschulkinder. Turn- und Bewegungsstunden sowie Waldtage sind nach Alter der Kinder strukturierte, feste Anker im Wochenablauf.

Auch Pausen und Erholung haben einen festen Platz im Tagesablauf der Kinderkiste: Täglich nach dem Mittagessen können sich die Kinder in eine Ruhezeit begeben. An zwei Wochentagen können während dieser Zeit alle Kinder ab drei Jahren an einer Traumreise teilnehmen. Die kleineren Kinder schlafen in der Kinderkiste nach eigenem Rhythmus und Bedarf.

spielzeugfreie Zeit

Die spielzeugfreie Zeit findet in der Kinderkiste einmal im Jahr für die Dauer von etwa sechs bis acht Wochen statt. Gemeinsam mit den Kindern wird alles Spielzeug nach und nach in den Urlaub geschickt. Ist das Spielzeug weg, kann das Spiel beginnen: Der Tisch wird zum Schiff, die Stühle zu Inseln im Meer und die Regale zu Kojen.

Ohne die vordefinierten Spielsachen lassen die Kinder eigene Spiele und Spielwelten entstehen. Durch die besondere Spielsituation entstehen verstärkt Rollenspiele, die den Kindern Gelegenheit bieten, sich selbst in unterschiedlichen Rollen zu erleben und auszuprobieren. Die Erzieher:innen nehmen die Rolle von Beobachter:innen und Berater:innen ein. Sie bringen sich nur ein, wenn sie von den Kindern aktiv einbezogen werden oder es aus Gründen der Sicherheit notwendig ist. Dabei werden die Kinder vor die Herausforderung gestellt, eigene Regeln und Regelungen auszuhandeln und für sich selbst und andere einzustehen. Weil sie sich nicht in die vorgefertigte Spielzeugwelt flüchten können, werden sie angeregt, sich Konflikten zu stellen und Langeweile durch eigene Phantasie zu überwinden.

waldtage

Wetterfest eingepackt, mit Rucksäcken, Sitzmatten und einem Frühstück ausgestattet, startet an zwei Vormittagen je eine weitgehend altershomogene Kindergruppe gemeinsam mit zwei Erzieher:innen zu ihrem Waldvormittag.

Sobald die Kinder in der Kinderkiste drei Jahre alt und windelfrei sind, dürfen sie mit in den Wald. Nach einem gemeinsamen Frühstück wird dort, auf dem gewohnten Gelände, gespielt, gesungen, getobt, mit Naturmaterialien gewerkelt und die Umgebung erkundet.

Die pädagogischen Anreize, die der Wald bietet, sind vielfältig: Vom freien Spiel an der frischen Luft über kreatives Tun mit Ton, Holz und Naturfundstücken bis hin zur Bestimmung von Pflanzen und Bäumen reicht der Spielraum der Waldaktivitäten.

Zum Mittagessen kommen die Waldkinder zurück in die Kinderkiste.